in jeder Hinsicht beeindruckend

12.10.19

Nach einer gemütlichen Fahrt in einem sehr schönen und bequemen Wagen (Freitag 08.15 h – Samstag 06.50 h) wurde ich bei -15 Grad von Hossa, meiner Guide, am Bahnhof abgeholt.

Nach üppigem Frühstück besuchten wir die überaus beeindruckende Morgenzeremonie im buddhistischen Gedenkkloster.

Danach kauften wir im Supermarkt Gastgeschenke für die Nomadenfamilie, bei der ich wohnen würde. Spannend, was mir Hossa empfohlen hat: Lappen der Edeka Eigenmarke und Schokolade, da hätten sie am meisten Freude.

Nach anderthalb Stunden Fahrt (mit Begrüssung des Talgeistes) erreichten wir die Familie. Diese war beschäftigt und so trank ich mit Hossa typischen Milchtee (merkte erst nach Ewigkeiten, dass da auch Tee drin ist, da ich nur warme Milch rausschmeckte, dies fanden dann alle Anwesenden zum Brüllen) und getrocknete Rahmplätzli. Auch das berühmt berüchtigte Airag (vergorene Stutenmilch) wurde gereicht. Nach einer knappen Stunde vereinbarten wir für den nächsten Tag eine Reitstunde mit dem Hausherrn und fuhren dann zum Jurtendorfhotel. Es stellte sich heraus, dass ich die einzige Person da bin.

Nach dem Einrichten in der geräumigen Jurte entschied ich mich, ein wenig den Hügel hoch zu wandern. Dieser stellte sich als ziemlich steil heraus, nach einer Stunde wurde ich jedoch mit wunderschöner Aussicht belohnt. Es war so ruhig und sonnig dort oben, dass ich eine knappe Stunde vor mich hin meditierte.

Der Abschied gelang mir schneller, der nahende Sonnenuntergang und die damit eingehende Kälte trieben mich.

Beim Abendessen wurde ich regelrecht gemästet und das Personal war mit ein paar Brocken Englisch sehr zuvorkommend. Schon gegen 20.00 legte ich mich hin und hörte noch ein Hörspiel von TKKG – wenn Mann so ganz alleine in einer abgelegenen Jurte in einem mongolischen Nationalpark liegt, hilft Vertrautes aus der behüteten Kindheit die Geister zu vertreiben 🤪.

13.10.19

Am Sonntag schlief ich aus und ging erst gegen 12.00 h ins Gemeinschaftszelt zum Frühstück. Und obwohl ich am Tag zuvor extra sagte, dass ich kein Mittagessen wolle, wurde mir eins nach dem üppigen Frühstück serviert. Leider musste ich einen grossen Teil stehenlassen.

Gegen 13.00 machte ich mich auf den Weg zur ca. 4 Kilometer entfernten Nomadenfamilie. Dort angekommen wurden mir wieder Tee und Plätzli serviert. Der anschliessende Ausritt war sehr eindrücklich. Nachdem ich zuerst an der kurzen Leine (wortwörtlich) gehalten wurde, übergab der Pferdebesitzer mir vertrauensvoll die Zügel. Zusammen trieben wir die Pferdeherde der Familie vor uns hin – ich weiss gar nicht, wie er diesen Job hätte alleine machen können; gut kommen hin und wieder verrückte Touristen!!. Nach einer knappen Stunde übernahm der Vater die Zügel wieder (Pferde treiben und galoppieren ist wohl doch was Anderes) und galoppierte mit Volldampf los. Ich bemühte mich erfolgreich, nicht runterzufallen. Schliesslich kamen wir wieder bei meinem Jurtendorfhotel (ich liebe diesen selbsterdachten Namen) an. Den restlichen Nachmittag genoss ich auf dem Balkon einer der Luxusjurten (mit Bad und Pipapo –  habe natürlich alles erkundet) und las in der mir mittlerweile vertrauten Umgebung hochstehende Literatur (Herr der Fliegen – hat immerhin einen Literaturnobelpreis gewonnen).

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14.10.19

Ich habe mich ja darauf eingestellt, dass ich einmal das Essen nicht ertragen würde. Aber das TransSib-Futter, geräucherter Fisch vom Markt, selbstgemachte Milchprodukte und Airag der mongolischen Nomaden – nichts hat mich niedergestreckt. Aber der abendländische Exkurs zu Spaghetti Bolognese legten mich flach. In der Nacht musste ich stündlich zum WC rennen – im T-Shirt, mich anzukleiden wäre eine zu grosse Verzögerung gewesen. Die Rennerei machte immerhin doppelten Sinn: rechtzeitiges Erreichen der Schüssel, wo ich einen Tagesrückblick meiner Speisen betrachten konnte, und etwas Wärme – draussen herrschten – 15 Grad. Morgens um 8 legte es sich dann allmählich und ich hatte doch noch ein wenig Schlaf.

Gegen Mittag holte mich mein Fahrer ab. Dieser beschloss, dreiviertel der Strecke zurück nach Ulan Bator ins Hotel auf rumpliger Erdstrasse zu fahren. Obwohl mein Magen keine Freude daran hatte, überlebte ich es. Die letzten fünf Minuten wurde mir plötzlich eisig kalt. An der Reception schüttelte es mich derart, dass die Empfangsdame mich besorgt anstarrte. Auch im Lift fragte der Concierge, ob alles gut sei. Im Zimmer sah ich mich dann im Spiegel: Lippen, Nägel und Haut blau! Ich stürzte mich mit Schüttelfrost unter die Dusche und wärmte mich auf. Danach gleich ins Bett, wo ich nach drei Stunden nur noch mit Kopfschmerzen aufwachte.

Obwohl es danach um einiges besser war, verbrachte ich den restlichen Tag im Zimmer. Einzig eine kurze Exkursion zum Supermarkt um die Ecke unternahm ich, wo ich ein paar Sachen für meinen maltretierten Magen kaufte. So zum Beispiel ein Geheimrezept aus Harry Potter: Schokolade.

16.10.19

An all meine treuen Blogleser (die wahrscheinlich zu 33% aus Mutti bestehen!)

Die Reise neigt sich dem Ende zu. Morgen sitze ich im Zug nach Peking, ankommen werde ich jedoch erst am 18.10. nach 31 Stunden Fahrt. Und in 10 Tagen bin ich auch schon wieder zuhause. Meine Einreise nach China und die Weiterreise nach Nordkorea bedeuten jedoch auch, dass ich ab morgen nicht mehr erreichbar sein werde. Für vermutete 33% der Leserschaft wird dies sicher kaum auszuhalten sein!.

Auch den heutigen Tag habe ich nach dem gestrigen Auskurieren eher gemütlich gestaltet. Auch, da Ulan Bator nicht sehr viel zu bieten hat. Nachdem ich gestern noch mit den meisten Freunden und Verwandten  telefoniert habe (man weiss ja nie, ob ich in Nordkorea noch sesshaft werde🤭 [Holz anfassen für diesen Spruch]), wurde es recht spät. Trotzdem schwang ich mich um halb 10 schon aus dem Bett, da ich heute das Frühstück nicht verpassen wollte. Dieses war jedoch entweder schon leer oder die Speisen waren nicht der Hit.
Da mich Hossa erst um 13.00 zu einer Stadtführung abholte, fläzte ich bis dahin noch im Zimmer rum. Ein YouTube-Kanal hat es mir sehr angetan, sodass ich dessen Videos stundenlang schauen kann. Jubilee heisst der Kanal und stellt Personen und Gruppen unterschiedlicher Meinungen in wertefreiem Kontext gegenüber, die dann sehr interessant ihre jeweiligen Meinungen darlegen.

Aber zurück zum Leben in der Mongolei: Um 13.00 holte mich Hossa im Hotel ab. Sie erinnert an eine strenge aber liebevolle Mutter. Immer wieder mahnte sie mich in den letzten Tagen, wie ich meine Erkältung kurieren soll, was ich machen müsse, etc. Die Vorfälle der letzten Tage  nahm sie besorgt und immer wieder mahnend zur Kenntnis. Ich konnte sie jedoch überzeugen, dass wieder alles gut sei.
Die Stadtführung war eigentlich kaum eine. Wir gingen in ein Museum, zum Sukhbaatar-Platz und danach in ein Einkaufszentrum, in welchem ich gestern schon war. Trotzdem war es sehr interessant. Im Museum erzählte sie vieles über die buddhistische Religion, die Zeit unter/mit den Soviets (sie kann nicht sagen, ob es eine gute oder schlechte Zeit war. Zum einen wurden die Mongolen aus einer Schreckensherrschaft befreit, jedoch wurde ihnen die Religion und Schrift verboten und viel Unheil angerichtet). Spannend ist, dass die Mongolen erst seit 1990 einen Pass besitzen.
Auf dem Sukhbaatar-Platz erzählte sie, dass dessen Statue genau dort errichtet wurde, wo sein Pferd nach der einen Schlacht gepinkelt habe. Meinen geschlussfolgerten Namen «Pipiplatz» nahm sie mit einem freundlichen Boxer in die Schulter auf.

Im Einkaufszentrum unterstützten wir uns gegenseitig. Ich lieferte ihr deutsche Sprüche für Tassen, die sie befreundeten Deutschen schenken möchte, sie half bei der Souvenirsuche, resp. verdrehte die Augem, wenn ich etwas aussuchte. Irgendwann war dann plötzlich Hossas Sohn an ihrer Seite. Ein herziger 7-jähriger, den sie nur als Bambino vorstellt. Er sei von einer Nachbarin von der Schule abgeholt worden und ins Einkaufszentrum gebracht worden, weil es Hossa nicht mehr reichte. Allgemein scheint man sich hier gegenseitig sehr zu unterstützen. Sie unterstützte mich zum Schluss noch beim Kauf einer Simkarte. Wieso ich dies nicht schon am ersten Tag gesagt hätte… Ich tröste mich, dass ich  für die 30 Rappen, die ich zahlte, 5 GB bekam. Ein fairer Deal, auch wenn ich sie nur einen Tag brauche  und so mein Digital Detox einen Tag rauszuschieben kann!

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17.10.19

Wie gesagt, mein Digital Detox schiebe ich vor mich her.  So wie ein Junkie der sich sagt: Ich kann jederzeit und ohne Problem aufhören!

Heute Morgen ging’s recht früh los. Da ich grundsätzlich erst spät ins Bett gehe und gestern noch lange wach lag, kam ich diese Nacht zu sehr wenig Schlaf.
Um 06.00 ging schon der Wecker los. Zum Glück habe ich am Abend schon gepackt, sodass ich mir viel Stress ersparen konnte und nur noch das Nécessaire einpacken musste.

Um 6.30 wurde ich dann von meinem Rumpelpistenfahrer abgeholt. Obwohl er mich am Montag scheinbar kaum beachtet hat, bemerket er, dass es mir viel besser geht, was ihn freute. Die Fahrt zum Bahnhof ist dann ungewohnt ruhig und staufrei. Den Zug habe ich mir recht schlimm vorgestellt. Habe ich doch schon ein paar Geschichten von anderen Reisenden gehört, die es vom Hören-Sagen wussten. So war ich sehr überrascht. Der Zug ist sauber und schön, einzig den obligaten Boiler habe ich noch nicht gesehen. Habe jedoch auch nicht danach gesucht. Erste Klasse ist hier auch erste Klasse und hätte eigene Toiletten. Nun, diese Zeiten sind aber leider vorbei.

Das Abteil teile ich mit drei Franzosen aus Strassburg und Lille. Mit meiner französischen Begrüssung mögen sie mich gleich.
Ich weiss, dass ich all die Namen, von all den verschiedenen Leuten auf meiner Reise kaum werde merken können. So frage ich auch nicht danach. Wichtiger sind die Geschichten die man erzählt und erzählt bekommt. Die Geschichte der zwei Männer und einer Frau ist, dass sie zwei Wochen Ferien in der Mongolei gemacht haben und am Samstag ab Peking zurückfliegen. Danach arbeiten sie wieder als Onkologin, Chirurg und Allgemeinarzt.

Und dann erhielt ich unverhoffterweise noch einen kurzen Einblick in die Wüste Gobi, die mir wegen meiner Unpässlichkeit entgangen ist.

Nun denn: bis spätestens am 27.10. in der Schweiz! баяртай, 再见, 작별 인사 oder ganz einfach «Tschüssikovski».

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17.10.19 (Fortsetzung)

Und die Mongolei zieht sich.
Nachdem sich die Franzosen nach den Mittagessen aufs Ohr hauen, höre ich plötzlich bekannte Klänge. Aus dem Nebenabteil höre ich den unverkennbaren Akzent von Schweizern, die Deutsch reden. Die Chance auf Schwiizerdütsch lasse ich mir nicht entgehen und geselle mich zu Ihnen. Dort treffe ich auf Sabine und Thömu aus Bern und die deutsche Toni.
Die beiden Berner sind seit einem Monat von Moskau her unterwegs, in einem Monat geht’s weiter von Hongkong nach Australien. Total sind sie 6 Monate unterwegs und lassen sich viel Zeit.
Toni ist ebenfalls einen Monat unterwegs, trifft in Peking ihren Freund und reist anschliessend bis Februar nach Neuseeland.
So verbringen wir den ganzen Nachmittag plaudernd in deren Kabine, bis wir um 18.50 h an der Grenze ankommen. Dort vorerst das bekannte Prozedere.Zusätzlich erfahren wir hier, dass wir auf der chinesischen Seite mit all unserem Gepäck aussteigen müssen für die Kontrolle.

Eine namenlose Mongolin ist die Vierte in meiner Kabine. Sie schläft bis in den späten Nachmittag. Später gesellt sie sich zu uns und bietet die ach so köstliche Spezialität «vergorene Rossmilch»  an.

Um 21 Uhr erreichen wir dann den chinesischen Grenzbahnhof. Nachdem die erste Charge reingelassen wurde, warten wir 30 Minuten bei kühlen Temperaturen vor den Türen. Die zweite Charge hört genau vor mir auf und ich denke, dass es nochmals solange geht. Nach 10 Minuten gehts jedoch weiter. Die Zöllner sind recht bestimmt aber freundlich. Erst eine automatische, dann eine normale Kontrolle gilt es, zu durchlaufen. Dort braucht der Zöllner ein Weilchen, strahlt ihm auf dem 8 Jahre alten Foto ein Babyface entgegen, dass mir so gar nicht ähnlich sieht. Am Schluss vertraut er dann doch noch auf die Fingerabdrücke.
Dann heisst es warten. Während beim Zug das Fahrwerk ausgetauscht (Breitspur auf Normalspur) wird, dürfen wie es uns auf dem Steinboden der vollen Wartehalle gemütlich machen. Gegen 1.00 h in der Früh sollen wir dann weiterfahren. Um halb 2 ist es soweit.

Und somit zum wiederholten mal: Tschüssickovski.

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    Und weiter geht’s nach China https://swiss-superadult.ch/beijing-1/