Ich bin positiv beeindruckt!

18.10.19

Nachdem wir gegen 2 Uhr morgens weiterfahren konnten, kam der Schlaf auch recht schnell. Da wir erst am Nachmittag ankommen sollten, schlief ich bis gegen 11 h. Die restlichen Stunden verbrachte ich zu einem grossen Teil damit, die Aussicht zu geniessen. Die Strecke ist wirklich wunderschön. Spannend finde ich, dass überall Städte aus dem Boden gestampft wurden und mitten in der Landschaft dutzende Wolkenkratzer stehen.

Peking erreichten wir gegen 14.30 h, wo alle in eine andere Richtung davon mussten. Von Toni verabschiedete ich mich, mit Sabi und Thömu habe ich mich am Abend verabredet.

Mein Hotel ist genau gegenüber dem Bahnhof und ein Traum. Richtig luxuriös. Nachdem ich das Wlan eingerichtet habe und so auf der Toilette sass, kamen plötzlich WhatsApp Nachrichten rein. Anscheinend kann ich Texte verschicken und empfangen, jedoch keine Bilder. Auch meine Mail funktioniert. Byebye Digital Detox.

Nach ein paar gemütlichen Stunden im Zimmer machte ich mich gegen 17.30 h auf den Weg. Abgemacht haben wir erst gegen 19.00 h, jedoch wollte ich die 7 km zum Hotel der anderen zu Fuss bewältigen, da die Strecke entlang der verbotenen Stadt führt.

Von Peking bin ich positiv überrascht. Abgesehen vom Smog ist die Stadt sehr sauber und trotz riesigen Staus sehr ruhig. Hupen sucht man hier vergebens.
So fand ich meine Stadtwanderung auch sehr eindrücklich, war nach 1.5 Stunden dann doch froh angekommen zu sein.

Nachdem ich noch Geld abgehob, suchten wir was zum Essen. Auf meinem Hinweg entdeckte ich eine lebhafte Strasse, zu welcher es uns dann auch zog. Die Strasse ist wie ein Streetfoodfestival, nur ohne die überrissenen Preise. Überall kauften wir wieder etwas und teilten es uns. Mir tat’s vor allem eine mit Käse und Stinkfrucht gefüllte Teigtasche an. Erinnert ein wenig an Pizza Hawaii und ist sehr lecker.
Später setzten wir uns in eine Bar. Beim Bezahlen kam dann das Streetfoodfestival-Feeling zurück, pro Bier bezahlten wir knapp 10 Franken…

Nachdem wir uns nochmals kurz an die Essenstände machten, spazierten wir gemütlich an einem Seechen entlang.  Gegen 22 Uhr verabschiedeten wir uns. Und ich machte mich mit der U-Bahn auf den Weg, welche mich um einiges zügiger ans Ziel brachte.

19.10.19

Den heutigen Tag beginne ich mit einem riesigen Frühstücksbuffet. Von Croissants bis zu frisch zubereiteten Waffeln und Rühreier gibt es alles.

Gegen halb 11 h mache ich mich auf den Weg zur verbotenen Stadt, wo ich Sabi und Thömu treffe. In der U-Bahn fühle ich mich schon heimisch und nehme prompt diejenige, die in die falsche Richtung fährt. So muss ich doch ein wenig stressen, damit ich um 11 h am vereinbarten Treffpunkt sein kann. Da ich nur im Hotel Internet habe, vereinbaren wir diesen wie früher: «Am 11i, vor de Statue, links vom Iigang.» Und es klappt wunderbar. Auch wenn es Massen an Leuten hat. Ob dies daran liegt, dass Samstag ist oder China dieses Jahr 70 wird, können wir nicht sagen.

Die ersten Tore zur verbotenen Stadt passieren wir schnell. Drin werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass wir Ticket bräuchten. Diese seien jedoch für heute ausverkauft und sowieso nur über Internet verfügbar….

So spazieren wir langsam entlang der Mauern wieder raus.

Anschliessend geht’s weiter auf eine kleine Stadtwanderung. Dabei zeigt sich mal wieder eindrücklich die Grösse Pekings. Obwohl auf der Karte gleich daneben, laufen wir doch mehr als 30 Minuten. Danach tauchen wir ein in die kleinen Hutongs ein. Dies ist übrigens auch der offizielle Name all der Strässchen, wo wir schon gestern Streetfoodfestivalfeeling hatten. Dieser Hutong hat auf der Hauptachse zwar viele Leute, kaum biegt man ab, wird’s jedoch ruhig.

Auch hier verköstigen wir uns an den Ständen und schlendern durch.

Irgendwann sehe ich dann jemanden mit einem Skorpion am Stil vorbeilaufen. Und ich wäre nicht ich, wenn ich nicht gleich diesen Stand suchen gehe! Wir finden ihn gleich ums Eck, wo wir Zeuge werden, wie ein älterer Europäer vor johlendem Reisegrüppchen eine frittierte Vogelspinne verspeist. Der Chinese hinter der Theke beobachtet das Ganze ein wenig angeekelt.

Zur Auswahl stehen gleich diverse Köstlichkeiten: Tarantula, Mehlwürmer, Tausendfüssler, etc. Ich entscheide mich für drei kleine Skorpione am Spiess. Zum einen weiss ich, dass ich sie in einem Biss verspeisen kann, zum anderen sieht man diese noch lebendig in einer Schüssel daneben.

Kurz frittiert, wird mir das Ganze überreicht. Der Typ hinter dem Tresen scheint am falschen Ort zu arbeiten, er schaut mich ein wenig mittleidig und angeekelt an…

Natürlich verschlinge ich das Ganze nicht gleich, schliesslich muss sowas auf Foto und Video festgehalten werden, sprich: Yellow Jacket raus!

Auf der Strasse werde ich dann auch mit grossen Augen angeschaut, anscheinend sind Insektenesser hier auch nicht Alltag.

Nach kurzer Überwindung ist es dann geschafft und ein Skorpion im Mund. Schmeckt leicht mehlig und zerfällt beim ersten Biss. Thömu meint nach seinem Viech ganz trocken: «Jaja, schmöckt haut chli wie Heugümpper». Da Sabi keinen möchte, bleibt mehr für mich und der zweite geht einfacher runter. Vielleicht nächstes Mal eine Spinne.

Gegen 15.00 h muss ich dann langsam los. Um 16.00 h sollen mir von einem Vertreter der nordkoreanischen Reiseagentur meine Tickets ins Hotel gebracht werden. SOLLTEN. Erscheinen tut er nicht. An der Réception machen sie mir den Gefallen und rufen die Nummer an, die ich erhalten habe. Er habe erst am Montag Zeit….!

Dafür kann ich mich danach noch ein wenig hinlegen und ein Stündchen schlafen. Um 20.00 h treffe ich mich dann wieder mit den anderen zwei. Wie gesagt, ich bin schon fast ein Local in der U-Bahn und steige zwei Stationen zu früh aus. Da ich viel zu früh bin, möchte ich die Strecke laufen. Aber wie erwähnt, man unterschätzt hier die Distanzen. Sieht es auch aus, als wär’s ums Eck, bräuchte ich 30 Minuten. Aber das Ticket kostet schliesslich nur 50 Rappen, also geht’s zurück in den Untergrund.

Abgemacht haben wir in der Geisterstrasse. Diese ist über Kilometer gesäumt mit Restaurants und soll ab 24.00 h einen Nachmarkt bieten. In einem der Restaurants bestellen wir uns einen Hotpot, oder wie wir Schweizer es nennen: Fondue Chinoise. Wirklich lecker und leicht scharf. Wahrscheinlich die Touristenversion, normalerweise soll es hier die schärfsten Hotpots von Peking geben.

Immer wieder merken wir, dass uns Leute angaffen oder Fotos machen. Einmal drückte mir ein Chinese sein Handy in die Hand und posierte mit Sabi und Thömu. Als grosse hellheutige Schweizer, die Männer noch bärtig und und einer tätowiert, sind wir das genaue Gegenteil von ihnen.

So auch im Restaurant. Jemand schaut immer wieder rüber und winkt uns. Als eine der zahlreichen Strassenkünstlerinnen reinkommt, lässt er sie uns ein Ständchen auf Englisch singen. Witzig.

Nach einem Bier in einem Pub und einer Runde Billard geht’s auf dem Heimweg. Um 00.30 h sind wir die einzigen in der U-Bahn-Station. Und hier verabschieden wir uns nun endgültig voneinander, da wir in unterschiedliche Richtungen weiterreisen.

Für sie geht’s in ein paar Tagen weiter durch China bis schliesslich Hongkong, von wo sie in einem Monat weiter mach Australien fliegen.

20.10.19

Da die beiden Schweizer in ein paar Tagen einen weniger touristischen Abschnitt der Grossen Mauer besuchen, mache ich mich heute mal wieder alleine auf den Weg.

Nach ausgiebigem Frühstück hetze ich heute nicht. Erst gegen 12.30 h mache ich mich auf den Weg zur Busstation, um auf die andere Seite der Stadt zu kommen. Als ich nach ca. einer Stunde dort ankomme: die Ernüchterung. Der letzte Bus fuhr um 12.30 h… Ein Taxifahrer möchte seine Chance nutzen und mich zu völlig überrissenem Preis die 60 km nach Badalimg fahren. Ich lehne ab und kehre zurück ins Hotel, um meine Pläne zu überdenken.

Die verbotene Stadt sei für heute schon ausgebucht, eine Tour zur Mauer (fast derselbe Preis wie für das Taxi, nur mit Tickets, etc) würde morgens um 7 h starten. Da ich morgen um 16.00 h fürs Ticket im Hotel sein muss und gegen 17.30 h meinen Zug habe, ist mir die Rückkehrzeit um 17.00 zu spät.

Da die verbotene Stadt montags geschlossen sei, entscheide ich mich für Abenteuerliches: Frühmorgens mit dem Bus zur Mauer, damit ich gegen 16.00 wieder zurück bin. Sollte reichen.

Als ich danach ins Hotelzimmer gehe, habe ich irgendwie keinen Antrieb auf jegliche weitere Unternehmung für den Tag. Aber das ist auch Ok. Ab und zu braucht man auf solchen Reisen auch eine Pause. So verbringe ich den Rest des Tages einfach im Zimmer, schlafe und faulenze ein wenig. Morgen geht’s ja weiter nach Nordkorea.

21.10.19

Meinen Tagestrip habe ich auf Eis gelegt. Wäre mir zu riskant gewesen, falls was schief gelaufen wäre. Ich nehme mir vor, am Samstag nach meiner Rückkehr nach Peking zur Grossen Mauer zu fahren.

Ich spaziere heute nochmals zur Verbotenen Stadt, wieder durch Hutongs und irgendwann zurück ins Hotel. Dabei lausche ich den Klängen entarteter Musik, die die «Toten Hosen» vor ein paar Jahren als Konzertmitschnitt vertont haben. Ist die Thematik einem anderem Regime gewidmet, könnte die Musik für mich hier nicht passender sein.

Das Ticket habe ich eben bekommen und nun sitze ich die letzten Minuten im Hotel und schreibe die letzte Nachricht. Ich verabschiede mich nach Nordkorea.

Ob’s passt oder nicht ist mir egal, dieses Gedicht von Hermann Hesse hat mich heute sehr berührt und ich möchte mich damit verabschieden:

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Mein letzter Tag in Peking. Nach der Rückkehr aus Nordkorea noch an der Grossen Mauer.


   Und nun auf ins Reich von Kim Jong Un: https://swiss-superadult.ch/nordkorea/