Der Schweizer Landesheilige

Es ist wohl kein Zufall, dass Dan und ich während unseres Aufenthalts in der Schweiz mehr als zwei Wochen in Sachseln Obwalden verbracht haben. Die  ältere Geschichte dieses kleinen Kantons in der Zentralschweiz wollte ich diesmal etwas mehr erspüren, vor allem über Niklaus von Flüe mehr erfahren.

„Niklaus von Flüe (Bruder Klaus, 1417 bis 1487) hatte in seiner Ehe mit Dorothea Wyss zehn Kinder, fünf Söhne und fünf Töchter. Der Bergbauer wurde ein angesehener Ratsherr und Richter des Kantons Obwalden. Er gehörte aber noch nicht zu den führenden Männern des Landes. Politische Bedeutung erlangte er erst, nachdem er dem Ruf Gottes endgültig gefolgt war:

Am 16. Oktober 1467 verliess er, im Einverständnis mit seiner Frau Dorothea, Hof und Familie und begab sich auf eine Pilgerreise. Er zog über den Brünig zu den Höhlen des Hl. Beatus am Thunersee und anschliessend zu dem damals bedeutenden Marienwallfahrtsort Liestal, Kanton Basel-Land. Dort wurde er durch verschiedene Zeichen dazu veranlasst, in seine Heimat zurückzukehren. Er kehrte aber nicht zu seiner Familie zurück, sondern übernachtete in einem Stall in der Nähe seines Hauses. Am nächsten Tag zog er sich in den Wald im Melchtal zurück, wo ihn Jäger nach einigen Tagen entdeckten. Er baute aufgrund einer Vision in der Ranftschlucht eine Hütte aus Ästen, Holz und Laub, wo er als Einsiedler lebte. Im folgenden Jahr 1468 errichteten ihm seine Mitbürger, Freunde und Nachbarn eine Klause mit Kapelle.

Nach dem Tod des Einsiedlers nahm der Pilgerstrom in Sachseln und im Flüeli-Ranft immer mehr zu. Um 1550 kamen jährliche Landeswallfahrten der Nid- und Obwaldner auf.“ So war es naheliegend, dass ich von Sachseln aus Flüeli Ranft besuchte, einmal zu Fuss von Sachseln aus, ein anderes Mal mit dem Fahrrad.

Diese Ranftschlucht ist mit ihrem sprudelnden Bach ein Ort zum Verweilen, ein Platz, sich,auf diesen für Bruder Klaus so wichtigen Frieden einzulassen. Auch die einfache Kapelle mit der angegliederten niederen Wohn- und Schlafstätte, der Klause, lädt ein zur Stille. Und Friede und Stille begleiten den „Pilger“ durch die Wiesen und Wälder Obwaldens, lässt ihn die wunderbaren Bauernhöfe mit den Geranien an den Fenstern bewundern, das frischgeschnittene Gras und das Heu riechen.

Das Museum in Sachseln erinnert an diesen Schweizer Landesheiligen. Es ist im herrschaftlichen Bürgerhaus von 1784 am Sachsler Dorfplatz untergebracht. Der französische Garten im barocken Stil lädt zum Aufenthalt ein. Das früheste Zeugnis seiner Verehrung ist der Altarflügel von 1492 mit dem ältestenBildnis. Er ist das Prunkstück der Ausstellung zu Leben, Wirken und Ausstrahlung von Bruder Klaus.

Immer mehr wird bewusst, dass Dorothea Wyss, die Ehefrau von Niklaus von Flüe, eine sehr bedeutende Rolle im Leben ihres Mannes gespielt hat. Ihr will man einen Platz im Museum einräumen, wenn durch Forschung mehr Fakten zusammengetragen sind.

September 2020

Ausführliche Beschreibung von Leben, Wirken und Bedeutung des Niklaus von Flüe