Angekommen in unserem Lieblingsort

Immer, wenn wir nach einigen Abstechern zurückkommen in den weitverstreuten Flecken LAGO PUELO, ist etwas gesellschaftliches Leben angesagt, zur Zeit für mich meistens drinnen, da die kalten Winde mich ins Haus treiben. Es ist also nicht so richtig Sommer, und ich habe eine zusätzliche wollene Mütze gekauft, vor allem fürs Campingleben.

So sind wir diesbezüglich am ständigen Entdecken von neuen Plätzchen hier in PATAGONIEN, meistens von unbeschreiblich stimmigen. Da es am Abend und am Morgen sehr kühl bis kalt sein kann, ist ein Feuer notwendig, an dem wir dann lange sitzen, ohne dabei viel zu sprechen; es ist eine Art Meditation, in der wir uns auch mit allen Lieben verbinden können, am besten, wenn der Mond am Himmel steht, der ja für alle Erdenbürger der gleiche ist.

Für uns gibt es zur Zeit ja nichts besseres, und Campieren ist zu einer Art Obsession geworden; schliesslich schlafen wir nirgends so tief wie in unserem Gefährt, vermutlich auch, weil wir jeweils ganz in der Natur sind, meistens unter Bäumen an einem Fluss oder See. Und immer kommt Dankbarkeit auf über unser „reichhaltiges“ Leben: wir lernen viele Länder kennen, knüpfen Freundschaften mit Leuten aus anderen Kulturen und erhalten immer wieder den nötigen Nachschub an Energie und Neugierde.

Und dieses Dorf in Nordpatagonien ist sozusagen zu unserer „Dritten Heimat“ geworden. Hier in Albas Liegenschaft hat es drei Häuser; eines ist ihr Wohnhaus, das andere eine Art wohnliches Gartenhaus, damals für ihre Eltern erstellt, nun an Feriengäste vermietet, das dritte gehört Marcella und Fernando, die es auch als airbnb zur Verfügung stellen, während sie in einem übergrossen, umgebauten Bus wohnen, der im etwas entfernteren Dorf bei ihrer Mutter steht.

Vor vier Jahren hatten Dan und ich als Neuankömmlinge das Gartenhaus regelmässig belegt, wenn es frei war. Nun nächtigen wir meistens im Camper, der seinen Platz nun auch hier gefunden hat. Unser damaliges Häuschen wird zur Zeit von unserem Freund Dennis aus der USA bewohnt, den wir vor einem Jahr in BAJA Mexico kennenlernten. Wir haben ihn hierher „gelotst“.

Dan ist von Zeit zu Zeit in der Garage mit unserem treuen Camper Van, um die hoffentlich letzten Verbesserungen anzubringen, bevor wir uns vom Auto endgültig trennen müssen. Er unterhält sich gerne mit den humorvollen Mechanikern, und oft machen sie die notwendigen Arbeiten gemeinsam, dies dann zu sehr kleinerem Preis. Marco, der Besitzer einer der Garagen, war vorher Lehrer und unterrichtet zwischendurch immer noch „Philosophie“. Dies ist irgendwie typisch hier: viele Argentinier sind „Multitalente“ oder eben „Lebenskünstler“!

Es geht uns sehr gut in unserer „Community“ hier, in die wir immer wieder zurückkehren; meistens kochen wir für alle Anwesenden oder machen Einladungen, nur schon aus Dankbarkeit und Freude, dass wir hier so gut beheimatet sind! Wir schätzen die Tischgemeinschaft sehr. Und nun sind die Brombeeren reif und säumen unsere Wanderwege; so werden die Gäste zusätzlich mit „Heissen Beeren über Vanilleeis“ verwöhnt und bald auch mit Apfelwähen.

Auf einer morgendlichen Tour habe ich übrigens den  Herrn German Kratowich (82) angetroffen, ehemals aus Österreich. Als Schriftsteller und Wissenschaftler hat er mich auf seine drei Bücher aufmerksam gemacht, die sich alle auf die nähere Umgebung hier beziehen. Eines nennt sich „Das Scherbengericht“ und erzählt von der Geburtstagsfeier einer 90jährigen, eben hier in Lago Puelo, und berichtet von den Verwicklungen im Zusammenhang mit Familiengeschichten und Emigration; ich werde es mir besorgen, wenn ich wieder in Europa bin, vermutlich auch die anderen zwei; es gibt sie nur in deutscher Sprache.

Und das Feiern des Wiegenfestes scheint hier sehr wichtig zu sein; wir jedenfalls befinden uns immer wieder in solchen Runden und mein Geburtstag wurde ja im Januar mit einem Sommerfest zelebriert, zusammen mit dem quirligen Sergio, der am gleichen Tag Geburtstag hat und das Fest für ca. vierzig Leute am Lago (Puelo) auf die Beine stellte. Ich war wieder mal so berührt, dass ich eine Ansprache hielt.

Wir sind am Überlegen, in welche Richtung wir uns in diesem pachtvollen PATAGONIEN noch verschieben möchten; es lockt der Süden, die gewaltigen TORRES DE PAINE-Berge, der Park, die Gletscher, die ins Meer „plumpsen“. Es ist eine Fahrt von 4’000 km hin und zurück; so stellt sich die Frage, ob wir nicht besser mit dem Flugzeug dorthin geraten sollten, umsomehr, als die Strassen teilweise in schlechtem Zustand seien und unser „treuer, alter Chlapf“ ziemlich viel Benzin schluckt.

Bild: http://isimgucumgezmek.com/

Wir planen, noch circa zwei Wochen in Argentinien zu verbringen, dann nordwärts nach PARAGUAY zu reisen, da es dort vom Gesetz her möglich ist, das Auto jemandem mit den entsprechenden Überschreibungsdokumenten als Eigentum zu überlassen; vielleicht kriegen wir sogar noch etwas Geld dafür. Hier in Argentinien kann leider mit Fahrzeugen aus anderen Ländern nicht gehandelt werden! Zudem ist die Reise dorthin die Gelegenheit, ein zusätzliches Land kennenzulernen und auch die tosenden IGAZU Wasserfälle zu erleben.

Bild : https://www.flickr.com/photos/squeakymarmot/142130823

Dann geht’s wohl weiter zu Freunden nach Südbrasilien, allenfalls weiter nach Rio de Janeiro und von dort in unserem Zweijahresturnus zurück nach Europa; dabei könnten wir uns einen Frühling in Portugal recht gut vorstellen, bevor es dann Richtung Schweiz geht!

18. Februar 2020