Südostasien

Dieser Text ist entstanden, lange bevor ich diesen Blog bekam, aber er passt so gut in die Reiseberichte aus Asien.

Mit etwas Muskelkater bin ich gestern in Laos vom recht anstrengenden Trekking zu zwei ethnischen Völkern, den Hmong und den Khmu (sprich Mong und Muu) in mein Guesthouse in Luang Prabang zurückgekehrt, noch selten so schweissverdreckt und mit so gefärbten Socken von der fruchtbaren roten Erde.

In den abgelegenen zwei Dörfern wähnte ich mich auf einem anderen Planeten: Pfahlbauten mit Strohdächern, keinen Strom, Wasserzufuhr erst seit zwei Wochen, überall Schweine und Hühner mit ihrem Nachwuchs, viele „Güggel“, die morgens ab vier mit ihrem Gekrächze wetteiferten und Kinder, Kinder ohne Ende, recht verschmutzte, mit dunklen, staunenden Augen. Natürlich konnte ich es nicht lassen, einen Blick in das Schulzimmer mit seinem erdigem Boden werfen, wo tatsächlich die Pythagoras-Formel an der Wandtafel stand!

Bei der einfachen Nudelsuppe am Morgen habe ich mich bereits auf etwas mehr Luxus bei meiner Weiterreise auf dem Mekong gefreut; das Schiff würde mich während zwei Tagen von Luang Prabang in Laos nach Houei Sai an die nordthailändische Grenze bringen. Ich bin nämlich von Vientiane aus per Bus auf einer prächtigen zehnstündigen Gebirgsfahrt in Luang Prabang eingetroffen, so dass ich mich nun gerne mit einem anderen Verkehrsmittel vorwärts bewegen lasse.

Ich werde versuchen, in Thailand von Chiang Rai aus nochmals ein Bergvolk zu besuchen, die Akha, die auch hier in Laos zu finden sind, da ja über Jahrhunderte eine dauernde Völkerbewegung zwischen China,Vietnam und deren Nachbarstaaten stattfand. Die aktuellen Grenzen zwischen diesen Indochina- Staaten bestehen erst seit Mitte des letzten Jahrhundert.

Vorläufig also befinde ich mich im hübschen ehemals französischen Kolonialstädtchen Luang Prabang, wo ich nach fünf Wochen Reisen zum ersten Mal wieder europäisch riechendes Brot gegessen habe, und zwar, wen wundert’s, ein Stück von einer langen Baguette. Aber schon am folgenden Morgen sass ich wieder zwischen den Laoten auf ihren niedrigen Bänken, um  mit ihnen die stärkende, duftende, würzige Reissuppe zu schlürfen, und „Mitschlürfen“ ist hier sozusagen Pflicht! Wie ich sie liebe, alle diese Suppen, an der Strasse zubereitet, auch jene mit Seafood und viel Gemüse. Auch den grossen Mekong-Fisch in der Salzkruste auf dem Grill gehört zur Garküche am Strassenrand. Ein gutes Essen kostet umgerechnet zwischen 1.50 und 5 Franken, dazu gehört das berühmte Beerlao (Bier aus Lao), der bekanntesten Brauerei von Laos, das auch viele Auszeichnungen weltweit erhielt.

Inzwischen musste ich nach Miamar und Thailand auf die dritte Geldwährung umstellen, hier in Laos auf den Kip, von dem 10’000 etwa den Wert von 1.30 Franken haben. Für eine Mittelklasse-Unterkunft bezahle ich im Durchschnitt zwischen 12 und 15 Franken, in Thailand wird es noch günstiger sein.

Ich werde mich nächste Woche also vom Norden her wieder südwärts Richtung Bangkok bewegen, mit Bus oder Zug; das Vorwärtskommen in diesen südöstlichen Touristenländern ist bestens organisiert und sozusagen mühelos.

Dann habe ich noch Kambodscha auf dem Programm, vor allem Angkor Wat, die grösste Tempelanlage der Welt, die man im Dschungel entdeckte und von denen noch viele weitere zum Vorschein kamen, die man mit viel Mühe freilegen will.

Ich treffe viele Alleinreisende, so dass ich beim Essen am Abend meistens in spannender Gesellschaft bin, was sich auch in meinem Adressbuch niederschlägt. Heute treff› ich mich zum Dinner am Mekong mit einem Australier, der vor mehr als dreissig Jahren von Hamburg aus einen Besuch in Downunder machte und dann einfach dort geblieben ist und nun in der Nähe von Perth eine erfolgreiche Farm betreibt und immer wieder etwas Markttaugliches ausprobiert.So wird viel ausgetauscht in Sachen Lebensprojekte, und „travelling people“ geben sich gegenseitig auch gute Reise-Tipps als eine Ehrensache.

Zum Abschied von Luang Prabang habe ich heute Nachmittag den Besuch des Palastmuseum von Laos auf dem Programm. Die Familie des letzten Königs Savang Vatthana samt Kronprinz lebte hier bis zur Machtübernahme der Pathet Lao im Jahr 1975. Bis heute verweigert die Regierung jegliche Information über die Todesumstände der Familie; vermutlich wurde sie in ein Umerziehungslager gebracht, das sie aber nicht lange überlebte.

Heute nennt sich Lao eine Volksrepublik mit einer Einparteien-Regierung. So wird mir durch die Abstimmung über die Waffen-Initiative in unserer Schweiz wieder einmal bewusst, dass wir zum Glück keines dieser fragwürdigen Einparteien-Systeme haben.

Februar 2010

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Mein Mekong

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Impressionen einer beeindruckenden Reise